Im Haus Weissenstein der Stiftung Discherheim treffen unterschiedliche Lebenswelten aufeinander: Die der Teamleiterin Romana, die seit über 20 Jahren mit Herz und Engagement Klientinnen begleitet, und die der Bewohnerin Bernadette, die ihren Alltag mit viel Eigenständigkeit und Freude gestaltet. In diesem Beitrag geben beide einen persönlichen Einblick in ihre Routinen, Herausforderungen und Wünsche – und zeigen, was das Leben und Arbeiten im Haus Weissenstein so besonders macht.

Ein typischer Tag von Romana
«Mein Arbeitsalltag ist sehr vielfältig», erzählt Romana. Ihr Tag beginnt oft früh, um 7 Uhr. Nach einem kurzen Rapport mit der diensthabenden Kollegin, die von den Ereignissen der letzten Schicht berichtet, startet der Tag mit den Klientinnen.
«Am Morgen stehen die Klientinnen nach und nach auf und frühstücken. Danach gehen sie ihrer Arbeit nach, und ich kümmere mich um Haushaltsaufgaben wie Kochen und Reinigen – ganz wie in einem normalen Haushalt.» Jeden Tag bleibt eine Klientin zu Hause, um ihr Zimmer zu reinigen und ihre Wäsche zu erledigen. Dabei begleitet Romana sie nach Bedarf.
Wenn Romana am Nachmittag Dienst hat, gehört der Einkauf für den nächsten Tag mit der Klientin, die Haushalttag hat, zu ihren Aufgaben. «Nach und nach kommen die Klientinnen von der Arbeit nach Hause. Während sie in Feierabendstimmung kommen, bereite ich mit ihnen das Abendessen zu. Nach dem gemeinsamen Essen gehen sie ihren eigenen Aktivitäten nach, wie Kurse besuchen, Sport treiben oder den Abend entspannt geniessen.»
Romana übernachtet regelmässig im Haus Weissenstein. «Am Morgen wecke ich die Klientinnen, richte das Frühstück und bereite die Medikamente vor, bevor ich nach einem Rapport meinen Dienst beende.»
Neben der Alltagsorganisation gehören auch medizinische und pflegerische Aufgaben zu ihrem Arbeitsbereich. «Ich richte und verabreiche die Medikamente, messe Blutdruck oder wechsle Verbände, wenn nötig.»
Ein typischer Tag im Leben von Bernadette
«Ich stehe früh auf, frühstücke und lese die Zeitung», erzählt Bernadette. Im Haus Weissenstein ist alles gut organisiert: In der Küche steht alles bereit, und die Bewohnerinnen und Bewohner können sich selbst bedienen. Vormittags arbeitet Bernadette oft im Atelier, wo sie kreativ tätig ist. Besonders freut sie sich auf den Freitag, denn dann besucht sie regelmässig das Figurentheater. Manchmal hilft sie auch im HeimArt Laden aus, wo Produkte aus dem Atelier verkauft werden.
Auch im Haus packt Bernadette gern mit an: «Ich helfe manchmal beim Putzen oder in der Küche. Meine Salatsauce ist die beste», sagt sie stolz. Ihre Fähigkeiten kommen nicht von ungefähr – nach der Haushaltschule hat sie in einem Restaurant gearbeitet und später auf dem elterlichen Hof Erfahrungen in der Hausarbeit gesammelt.
Mittwochs ist ihr Haushalttag: «Da putze ich am Morgen mein Zimmer und gehe am Nachmittag einkaufen. Ich plane auch das Menü für die Woche.» Der Tag klingt mit einem gemeinsamen Abendessen aus.
In ihrer Freizeit widmet sich Bernadette ihren Interessen: «Ich bin politisch interessiert und besuche den Abstimmungsabend von Insieme. Am Freitag schaue ich immer die Arena.» Auch das Chorsingen am Montag und der Gottesdienst in der St. Ursenkathedrale am Sonntag sind feste Bestandteile ihrer Woche. «Manchmal gönne ich mir danach noch einen Kaffee Baileys», fügt sie schmunzelnd hinzu.
Herausforderungen in Romanas Arbeitsalltag
«Flexibilität ist in meinem Arbeitsbereich besonders wichtig», erklärt Romana. Die unterschiedlichen Dienstzeiten, die nötig sind, um eine Betreuung rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zu gewährleisten, sind eine Herausforderung.
«Die Tage ähneln sich zwar, sind aber dennoch immer unterschiedlich, da sie stark von den individuellen Bedürfnissen und Befindlichkeiten der Klientinnen geprägt sind.»
Was das Arbeiten im Haus Weissenstein für Romana besonders macht
Romana schätzt vor allem die Möglichkeit, die Klientinnen in ihrer Selbstbestimmung zu fördern. «Mein Motto lautet: ‚Niemals ohne Dich für Dich‘. Es ist mir wichtig, die Menschen hier auf Augenhöhe zu begleiten und sie bei der Gestaltung ihres Lebens zu unterstützen.»
Ein besonderes Highlight für Romana sind die Reisen mit den Klientinnen. «Wir waren schon im Tessin, im Wallis, in Holland, Portugal und sogar auf Mallorca. Diese Erlebnisse bleiben in Erinnerung.»
Was das Leben im Haus Weissenstein für Bernadette besonders macht
«Ich liebe mein eigenes Zimmer und schätze es, bei der Menüplanung mitsprechen zu können», sagt Bernadette. Die Möglichkeit, eigenständig einzukaufen, Wäsche zu waschen und an Programmen teilzunehmen, bedeuten ihr viel. «Das ganze Haus ist einfach sehr schön», ergänzt sie. Auch die Unterstützung der Betreuung findet sie hilfreich: «Das meiste mache ich selbst, aber es ist gut, wenn ich an Dinge erinnert werde.»
Hobbys und Interessen von Bernadette
Bernadette begeistert sich für Politik und Chorsingen. Der sonntägliche Gottesdienst ist für sie ein wichtiger Moment der Woche: «Der Glaube ist mir sehr wichtig.»
Auf die Frage, ob sie etwas Neues lernen möchte, hat sie einen klaren Wunsch: «Ich hätte gern ein eigenes Handy, damit ich schreiben kann. Vielleicht kann mir jemand dabei helfen.»
Ramonas Erfahrungen und Entwicklung
Romana ist seit über 20 Jahren Teil der Stiftung Discherheim und hat viele Veränderungen miterlebt. «Ich habe damals angefangen, weil ich eine Stelle brauchte, und bin geblieben, weil mich die Arbeit erfüllt.» Zu Beginn gab es vier Wohngruppen, heute sind es neun. «Die Stiftung hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt – immer mit dem Ziel, den Klientinnen ein noch selbstbestimmteres Leben zu ermöglichen.»
Die Fortschritte in der Selbstbestimmung sind für Romana besonders bedeutend. «Mit unterstützter Kommunikation wie Gebärden, Apps oder Piktogrammen haben die Klientinnen mehr Mitspracherecht und Gestaltungsmöglichkeiten erhalten. Auch der Klientenrat und weitere Angebote tragen dazu bei.»
Beziehungen und besondere Erlebnisse von Bernadette
Im Haus Weissenstein hat Bernadette gute Freundschaften geschlossen. Besonders mit Claudia, die ähnliche Interessen teilt, verbringt sie gerne Zeit: «Wir besuchen oft Veranstaltungen zusammen. Mit den anderen Bewohnern verstehe ich mich auch gut, auch wenn man sich manchmal ein bisschen auf die Nerven geht», erzählt sie lachend.
Ein besonderes Highlight für Bernadette ist die Adventszeit. «Weihnachten ist die schönste Zeit für mich. Wir haben einen Adventskalender, und jeden Tag darf jemand ein kleines Päckli auspacken.»
Romanas Wünsche für die Zukunft
«Ich wünsche mir, dass wir als Team weiterhin gemeinsam daran arbeiten, einen Lebensraum zu schaffen, der den Bedürfnissen der Klientinnen entspricht», sagt Romana. «Es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben und mit Freude in die Zukunft zu blicken.»
Auf die Frage, ob sie konkrete Projekte oder Veränderungen anstossen möchte, bleibt Romana bescheiden: «Im Moment gibt es nichts, das ich mir anders wünsche. Ich bin zufrieden, wie es ist.»
Bernadettes Blick in die Zukunft
Für die Zukunft hat Bernadette einige Wünsche: «Ich würde mir Hühner im Garten wünschen – und ein Büsi. Und natürlich ein eigenes Handy.» Auf die Frage, was sie im Haus ändern würde, bleibt sie bescheiden: «Ich bin sehr wohl, so wie es ist.»